Ebert, Carl

Transkription

Liebe Freundin Alma,
wenn heute alle die zusammentreten könnten, die wünschten, dir ihre Liebe u. Verehrung zu sagen - dein gastliches Haus u. die North Bedford Drive könnten die Menge wohl schwerlich fassen. Was sie dir sagen werden, wird wie der Reflex von tausend Facetten sein, zu denen jede Dein Bild in immer neuer Spiegelung zurückwirft. Du große verehrungswürdige Frau mit dem Kinderherzen - Du bist uns ja weit mehr als das Einzelwesen, das wir so sehr lieben, du bist als die Weggenossin einiger unserer größten die Brücke zwischen den Generationen, das Einst und das Jetzt, bist uns ein Stück der Heimat u. der großen Kultur des Bodens, in dem wir verwurzelt bleiben, wie fern wir von ihm auch leben müßen. So ehren wir - Egoisten die wir nun einmal sind - wenn wir Dich lieben, den beßten [sic!] Teil von uns selber, den wir in dir wiedererkennen u. den wir bei der uns aufgezwungenen Wanderung zwischen den Welten schon verloren zu haben glaubten. Hab dank, daß ich dein Freund sein darf!
Carl Ebert

handwritten letter from Carl Ebert

Carl Ebert (1887-1980)

Kurzbiographie

Carl Ebert wurde 1887 in Berlin geboren. Er studierte Schauspiel bei Max Reinhardt und spielte an mehreren Bühnen bis er 1927 Operndirektor (-intendant) in Darmstadt wurde und begann, Opern zu produzieren. Nach seiner Emigration im Jahr 1934 begründete er u.a. mit Fritz Busch das berühmte Glyndebourne Festival, als dessen Direktor er bis 1939 und auch in den fünfziger Jahren wirkte, dazwischen war er in der Türkei tätig. Zwischen 1948 und 1954 leitete er das Institut für Oper an der University of Southern California, Los Angeles. Nach Jahren als Opernintendant in Berlin starb Carl Ebert 1980 in Santa Monica.

Carl Ebert und Alma Mahler-Werfel

Carl Ebert und Alma Mahler-Werfel hatten sich wohl zum ersten Mal 1933 in Deutschland getroffen. Zu dieser Begegnung schreibt sie in ihren Memoiren: "Intendant Ebert, ein junger elastischer Mensch, der die Berliner Städtische Oper auf wirkliche Höhe gebracht hat. Das heißt Höhe...nun, relativ" (235). Da Carl Ebert nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Los Angeles tätig war, darf man wohl davon ausgehen, daß die beiden auch dort in Kontakt gestanden haben, sein Brief drückt deutlich ihre freundschaftliche Beziehung und die Bewunderung Carl Eberts aus.